Die Kunst des spielerischen Lernens – Erkenntnisse aus der Forschung

Veröffentlicht von Tobias Goecke, SupraTix GmbH (1 Monat, 2 Wochen her aktualisiert)

Das Lernen verändert sich. Während traditionelle Methoden oft auf Frontalunterricht und standardisierte Tests setzen, zeigt die Forschung zunehmend, dass spielbasierte Ansätze eine entscheidende Rolle dabei spielen können, Lernprozesse effektiver, nachhaltiger und motivierender zu gestalten. Doch was macht spielbasiertes Lernen so wirkungsvoll, und wo liegen seine Grenzen? Ein tieferer Einblick zeigt, dass Gamification und Game-Based Learning (GBL) mehr sind als nur moderne Buzzwords – sie könnten die Zukunft der Bildung und des Arbeitslebens neu definieren.

Gamification: Der Reiz und die Einschränkungen extrinsischer Motivation
Gamification, also die Einbindung von Spielelementen wie Punkten, Abzeichen und Bestenlisten in nicht-spielerische Kontexte, ist eine populäre Methode, um extrinsische Motivation zu fördern. Bekannte Anwendungen wie Duolingo zeigen, wie Menschen durch kleine Belohnungen für kontinuierliches Engagement begeistert werden können. Doch die Forschung zeigt auch die Grenzen solcher Ansätze auf. Die Belohnung durch äußere Anreize fördert oft kurzfristiges Engagement, ohne eine tiefere intrinsische Motivation zu schaffen.

Ein Beispiel illustriert das Problem: Kinder, die mit Lern-Apps arbeiten, finden oft kreative Wege, die Mechanik der Spiele auszunutzen, um möglichst schnell zur Belohnung zu gelangen, ohne tatsächlich etwas zu lernen. Solche Strategien untergraben den eigentlichen Bildungszweck. „Gute Lernspiele sollten darauf abzielen, dass Spielende gar nicht merken, dass sie lernen“, betont Daisy Abbott, eine Expertin für spielbasiertes Lernen. Ihr zufolge liegt die Stärke nachhaltiger Lernkonzepte in der Integration des Lernens in den Spielfluss, anstatt es als separate Aufgabe darzustellen.

Game-Based Learning: Die Stärke der intrinsischen Integration
Im Gegensatz zur klassischen Gamification setzt Game-Based Learning darauf, Lerninhalte organisch in Spiele zu integrieren. Hierbei ist die intrinsische Motivation der Schlüssel: Die Spieler:innen erleben das Lernen als Teil der Herausforderung und des Spaßes am Spiel selbst. Ein Paradebeispiel hierfür sind die Lernspiele der Dragonbox-Serie, die Mathematik spielerisch zugänglich machen. Statt abstrakter Gleichungen begegnen die Spieler:innen Tieren und Symbolen, die sie spielerisch miteinander kombinieren. Die Kinder lösen dabei Gleichungen, ohne das explizit wahrzunehmen – ein Ansatz, der zu nachhaltigerem Lernen führt.

Dieser Unterschied zwischen Gamification und GBL ist entscheidend. Während Gamification oft auf kurzfristige Belohnungssysteme setzt, ermöglicht GBL einen Perspektivwechsel, der nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch die Fähigkeit fördert, Probleme kreativ zu lösen.

Spielend lernen für Erwachsene: Ein unterschätztes Potenzial
Obwohl spielerisches Lernen vor allem mit Kindern assoziiert wird, zeigt die Forschung, dass auch Erwachsene stark davon profitieren können. In wirtschaftswissenschaftlichen Kontexten etwa ermöglichen Simulationen wie Planspiele oder digitale Escape Rooms, komplexe Sachverhalte auf spielerische Weise zu verstehen. Bernd Remmele, Professor für Wirtschaftswissenschaften, hebt hervor, wie diese Ansätze die Fähigkeit fördern, aus verschiedenen Perspektiven zu denken – ein grundlegender Mechanismus des Lernens.

Erwachsene profitieren zudem von der sozialen Komponente vieler Spiele. Kooperation, Wettbewerb und gemeinsame Zielverfolgung schaffen eine Dynamik, die das Lernen vertieft und gleichzeitig Spaß macht. Nicola Whitton von der Northumbria University betont, dass solche Spiele erfolgreich sind, wenn sie eine „motivierende Zone“ schaffen, in der die Herausforderung anspruchsvoll, aber nicht überwältigend ist.

Herausforderungen und kulturelle Barrieren
Trotz der klaren Vorteile spielbasierten Lernens wird dieser Ansatz in der Praxis selten umfassend umgesetzt. Ein Grund dafür ist, dass spielerische Lernmethoden oft als zeitaufwendig gelten und schwer zu messen sind. In Bildungssystemen, die stark auf Prüfungsleistungen ausgerichtet sind, bleibt wenig Raum für Experimente mit offenen und explorativen Ansätzen. Zudem fehlt es an einer breiten Akzeptanz von Spielen als ernstzunehmendes Medium für Erwachsene.

Hinzu kommt eine kulturelle Hürde: In vielen Gesellschaften wird Lernen immer noch als ein linearer Prozess verstanden, bei dem Wissen von Lehrenden auf Lernende übertragen wird. Spielerische Ansätze, die auf eigenständigem Entdecken und der Co-Produktion von Wissen basieren, stellen dieses Verständnis infrage.

Fazit: Die Balance zwischen Spaß und Lernen finden
Spielbasiertes Lernen hat das Potenzial, Bildung und Arbeit grundlegend zu transformieren. Doch damit dieser Ansatz sein volles Potenzial entfalten kann, müssen die Konzepte von Gamification und GBL weiterentwickelt und differenziert betrachtet werden. Während Gamification eine wertvolle Ergänzung sein kann, liegt die wahre Stärke des Spiels im intrinsischen Lernen, das Freude und Wissensaneignung vereint.

Die Zukunft der Bildung könnte darin liegen, diese Prinzipien breiter zu akzeptieren und zu integrieren – sowohl in Schulen und Universitäten als auch in Unternehmen. Denn letztlich geht es darum, Menschen nicht nur zu motivieren, sondern sie zu inspirieren, lebenslang neugierig zu bleiben und die Welt spielerisch zu erkunden.

Tobias Goecke veröffentlicht für SupraTix GmbH über Creator

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